Johanniskraut Hypericum Perforatum

Paracelsus schrieb: «Ich will euch berichten, dass die Löcher, die in den Blättern des Johanniskrautes sind, bedeuten, dass dieses Kraut eine Hilfe ist, für alle innerlichen und äusserlichen Öffnungen der Haut.» Doch wer öffnet für das lichte – die Sonne – kann auch die Sonne ins Herzen bringen und die Depression vertreiben. Schon in frühester Zeit wurde das Johanniskraut verwendet. Dioscurides erwähnt verschiedene Hypericum-Arten. Durch das ganze Mittelalter war das Johanniskraut das Allheilmittel gegen Krankheiten und gegen böse Geister.


Aussehen

Die ausdauernde, ausläufertreibende Staude wird bis zu 90 cm hoch. Im oberen Teil verzweigt sich der zweikantige Stängel stark und trägt viele doldige Rispen mit zahlreichen goldgelben Blüten. Die Blüten sind fünfzählig und verfärben sich in den Fingern blutrot beim Zerreiben. Die langen 1–3 cm langen, gegenständigen Blätter sind eiförmig oder elliptisch. In die Blattfläche eingesenkte Öldrüsen lassen das Licht durchscheinen und man hat den Eindruck, die Blätter seien durchstochen (perforiert). Ursprünglich von Europa und Sibirien, kommt es heute fast überall auf der Welt vor. Wächst an trockenen, sonnigen Weg- und Waldrändern, Strassenböschungen, Bahndämmen und Magerwiesen bis 1500 m über Meer.


Historisches

Das Sonnenwendkraut gehört seit Jahrtausenden zu den meist geachtesten Heilpflanzen. Als «Blutkraut» wurde es bei Wunden aller Art, bei Bluterbrechen und Ruhr verwendet. Traditionellerweise wird Johanniskrautöl innerlich für Magenschleimhautentzündungen und bei dyspeptischen Beschwerden eingenommen. Weitere Indikationen des Krautes sind Bettnässen, Wechseljahrbeschwerden und Migräne. Ölige Einreibungen sind üblich bei Gicht und Rheuma, bei Nervenschmerzen und Verrenkungen.


Gewinnung

Die blühenden Sprossspitzen werden von Juni bis August gesammelt – vorzugsweise am 21.06., dem Tag der Sommersonnenwende oder am 24.06., dem Johannistag. Ansonsten sind «Löwentage» sehr geeignet.


Inhaltsstoffe

Viele hochwirksame Inhaltsstoffe verhelfen dem Johanniskraut zu seiner Kraft: Das ätherische Öl enthält vor allem bis zu 45% Sesquiterpene und ca. 30% Monoterpene. Es wirkt entzündungshemmend, antiseptisch und antitraumatisch. Bis 14 % Gerbstoffe entziehen den Bakterien den Nährboden, töten Keime ab und verschliessen Wunden oder helfen bei Durchfall. Die reichlich vorhandenen Flavonoide stärken die Gefässwände und wirken antiviral. Sein berühmtester lnhaltsstoff, der rote Farbstoff Hypericin – im Volksmund auch Johannisblut genannt – «öffnet» für das Licht. Es hat dadurch einen lichtsensibilisierenden Effekt. Deshalb müssen v.a. hellhäutige Personen die Anwendungsvorschriften beachten.


Wirkung
  • Stimmungsaufhellend
  • antidepressiv
  • antibakteriell
  • antiviral
  • adstringierend
  • immunmodulierend
Anwendungsgebiete

Traditionell: Verletzungen, Wunden, Geschwür (innerliche und äusserliche), Verbrennungen, Prellungen, Verstauchungen, Nervenverletzungen, krampfartige Bauchschmerzen, Gallenblasenerkrankungen, Ausbleiben der Menstruation.


Anwendungsbeschränkungen
  • Johanniskraut nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen!
  • Eine längerfristige und hoch dosierte Einnahme kann bei hellhäutigen Personen die Lichtempfindlichkeit steigern und nach Einwirkung von UV-Strahlung oder Solarium sonnenbrandähnliche Hautentzündungen hervorrufen.
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Psychopharmaka, Gerinnungshemmern und anderen Medikamenten (z.B. der Antibabypille) kann durch Johanniskraut die Wirkung dieser Medikamente herabgesetzt oder auch verstärkt werden.


Bild Adobe Johanniskraut